Sonne: Horror? Das auch noch?

Sonnie: Ich schreibe schon sehr lange Horror, allerdings sind es bislang immer Kurzgeschichten gewesen. Mit "O Tannenbaum" habe ich einigen Leuten Weihnachten vermiest, weil sie sich keine Tanne mehr ins Haus holen mochten. Bei "Mary, Mary, Mary" gibt es eine romantische Szene auf einem Pferd, in der es heiß hergeht, während sie dich in einen Zombie verwandelt. "Peter" tut so manchen Leser*innen heute noch leid. Und ich werde nie vergessen, wie Jens von Lurch und Lama beim Vorlesen im Livestream bemerkte, was er da eigentlich für einen Text hatte ... legendär! Die meisten Zuschauer*innen haben dabei ihr Essen von sich geschoben.

Sonne: Klingt, als wärst du stolz darauf.

Sonnie: Auf jeden Fall, weil mir das Feedback sagt, dass ich meinen Job gut gemacht habe. Schreiben ist für mich das schönste Handwerk der Welt, und ich liebe es, wie vielfältig man es einsetzen kann.

Sonne: Dann erzähle doch mal was zu SILENT HOME.

Sonnie: Sehr gern. 2024 ist aus vielen Gründen ein schwieriges Jahr gewesen, was sich auch auf mein Schreiben niedergeschlagen hatte. Eigentlich hatte ich den nächsten FIG-Titel versprochen, aber meine Figuren sind immer wieder falsch abgebogen, was leider so gar nicht zu dieser Reihe gepasst hat. Mit SILENT HOME habe ich mich freigeschrieben. Ich brauchte etwas, das perfide, brutal und ekelig ist, Figuren, die Fluchen, eine Prise Übersinnliches und fiese Details. Inspiriert von Angel Dust (Hazbin Hotel) entstand eine Figur, um die sich alles andere herum entwickelt hat. Es hat nichts mit der Hölle, Engeln oder Dämonen zu tun. Ja, es kommt ein Hotel drin vor, aber da hören die Parallelen auch schon auf. Elin ist die Protagonistin, die zusammen mit uns in das abgeschiedene Hotel einzieht und als Angestellte fünf Jahre durchhalten muss, um dann ganz neu im Leben anfangen zu können. Doch in diesem Hotel so lange zu überleben, ist eine ziemliche Herausforderung.

Sonne: Das heißt, es kommen Szenen drin vor, die nicht für Minderjährige geeignet sind?

Sonnie: Es ist ein Horrorroman. Selbst das Cover verrät, dass es nicht für Minderjährige geschrieben wurde. Es werden einige schwere Themen wie Missbrauch und Folter angeschnitten, Leichen werden verstümmelt, es gibt viele sexuelle Elemente. Das ganze mit reichlich Sozialkritik, weil einige Themen nicht der Unterhaltung dienen sollen, sondern eher ihre nackte und grausame Seite zeigen. Dazu muss ich aber betonen, dass ich wichtige Grenzen ziehe. Gewisse Darstellungen wie Kindesmissbrauch finden in diesem Roman nicht statt. Als Autorin trage ich eine Verantwortung, die ich sehr ernst nehme.

Sonne: Wird es noch mehr Horror aus deiner Feder geben?

Sonnie: Sicher, aber ob als Roman oder Kurzgeschichten wird sich noch zeigen. Ich schreibe nicht nach Plan. Wenn die Inspiration reinkickt, muss geschrieben werden, was geschrieben werden will. Nach gut 20 Romanen kann ich sagen, dass diese Arbeitsweise für mich gut funktioniert.

Sonne: Warum Sonnie Strange?

Sonnie: Weil man bekommt, was der Name aussagt: Sonja "Sonne" Rüther in Strange ;-)

Sonne: Dann verrate zum Schluss noch, wer dein Buch lesen sollte.

Sonnie: Jeder, der Horror mit einem gewissen Tiefgang und der Nacktheit menschlicher Abgründe mag. Hier gibt es nicht auf jeder Seite Splatter. Der Horror kriecht zwischen den Zeilen und nagt am Ekel.

Ich wünsche viel Vergnügen!

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