Gastbeitrag des Münchener Verlags &Töchter, der von sieben Literaturstudentinnen gegründet wurde.

 

 

Mehr als nur Frauen

 

Ein Uniseminar im Masterstudiengang Buchwissenschaft/Verlagspraxis: 29 Frauen und ein Mann sitzen vor der Dozentin oder dem Dozenten und wissen ganz genau: Der eine Mann unter ihnen hat jetzt schon bessere Chancen als all die Frauen, irgendwann in eine führende Position eines Verlages zu kommen.

 

Wir selbst – die sieben Gründerinnen des &Töchter-Verlags – saßen in einem dieser Uniseminare und beschlossen nach einem weinseligen Abend mit optimistischer Unverblümtheit: Lasst uns einfach selbst einen Verlag gründen!

 

Unser Ziel ist es, Wirbel in die Buchbranche zu bringen und mit unseren Projekten verschiedenartige Ansätze der Literaturvermittlung zu finden. So beschränken wir uns nicht allein aufs Büchermachen, sondern organisieren Veranstaltungen in verschiedenen Formaten und planen eine Podcastreihe zu vielfältigen Themen. Dabei wollen wir mutig sein und zeigen, dass uns die vorhandenen gesellschaftlichen Strukturen nicht davon abhalten, kreativ zu sein und Neues zu erschaffen.

 

Unser Name lässt schon durchblicken – wir sind nur Frauen. Hintergrund für den Namen ist, dass viele Firmennamen den Zusatz „und Söhne“ haben (z. B. Müller & Söhne), den Zusatz „und Töchter“ findet man aber nur ganz selten. Da wir nun mal alle Frauen sind und der Name noch dazu unzählige Kombinationsmöglichkeiten bietet – unsere aktuelle Veranstaltungsreihe heißt etwa „rauschen&Töchter“ und die Podcastreihe haben wir „plauschen&Töchter“ getauft – fiel uns die Entscheidung für den Namen leicht.

 

Trotzdem soll die Tatsache, dass wir sieben Frauen sind, nicht unser Alleinstellungsmerkmal sein. Ja, unser Name deutet ganz offensichtlich darauf hin und ja, es ist etwas verdammt Besonderes, dass ein Verlag ausschließlich von Frauen gegründet wird. Aber – und das ist ein großes Aber – es soll nicht das sein, was uns ausmacht. Das, was wir tun, soll im Zentrum stehen, unsere Bücher, Veranstaltungen und Podcasts – nicht die reine Zufälligkeit, dass wir Frauen sind. Dass es aktuell noch etwas Außergewöhnliches ist, das betont werden muss, ist bedauernswert, aber wir betonen es mit dem Ziel, es irgendwann nicht mehr betonen zu müssen.

 

Es gibt viele großartige, engagierte Frauen und Männer, die sich für ein gleichberechtigtes Miteinander einsetzen und dafür sorgen, dass die seit Jahrhunderten bestehenden patriarchalen Strukturen langsam bröckeln und irgendwann hoffentlich ganz aufgelöst werden.

 

Das Projekt UNKNOWN stellt einen wichtigen Schritt in diese Richtung dar, und auch wir hoffen, dass bald bei allen Menschen ankommt: Es ist egal, ob ein Buch von einem Mann oder einer Frau geschrieben wurde, und genauso ist es egal, ob ein Verlag aus sieben Frauen oder sieben Männern besteht. Das Wichtigste sind die Geschichten und Projekte, mit denen Menschen berührt werden und an denen Menschen sich erfreuen!