Fünf Tipps von der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin, Gundula Göbel:
1. Kinder brauchen keine ständigen Bewertungen
Erwachsene sollten viel weniger Bewertungen an ihre Kinder und Jugendlichen richten, als sie es im Alltag meist für notwendig halten, denn diese nehmen den Spaß am Lernen. Kindern zuzuhören, ihre Gedanken und Phantasien ernstzunehmen, hilft sehr dabei, ihr Interesse an etwas Neuem zu entfachen. Auch das Ängste und negative Erlebnisse ausgesprochen werden dürfen, ohne sich für diese rechtfertigen zu müssen, schafft Vertrauen und macht Lernen erst möglich.
2. Berührungen gegen Stress und für das eigene Wohlbefinden
Tägliche grenzachtende Berührungen wie z.B. eine Umarmung, Rücken klopfen, Füße massieren oder eine sanfte Hand auf der Schulter, sind die besten und einfachsten Mittel gegen Leistungsstress. Warmherziger Körperkontakt schafft eine direkte Entspannung beim Kind, es erfolgt eine Ausschüttung des Hormons Oxytocin, welches hilft Stress abzubauen. Es aktiviert in uns Vertrauen und Verbundenheit und Erleichterung bei Sorgen und Leistungsdruck.
"Als Eltern wollen wir immer das Beste für unsere Kinder und wir machen uns Sorgen um ihre Zukunft, wenn die Noten sich verschlechtern. Da fällt es oftmals schwer, die wirklichen Gründe für den Leistungsabfall zu erkennen."
3. Glücksmomente ermöglichen Leistungsmotivation
Die gemeinsamen Momente der Zeit und Ruhe, die wir mit Kindern und Jugendlichen in schöner Atmosphäre erleben, schaffen eine Basis von innerer Wärme, Geborgenheit und Vertrauen. Ein warmer Tee, leckerer Kakao oder schöne Musik können die gemeinsame Zeit verstärken und einen guten Rahmen geben. Diese kleinen wohlwollenden Zeitoasen prägen uns ein Leben lang und viel eher als spektakuläre Ereignisse. Glücksmomente stärken das Selbstbewusstsein des Kindes und es verankern sich Gefühle von „Ich kann es schaffen“, „Ich kann mir vertrauen“, „Ich bin es wert, dass meine Eltern sich Zeit für mich nehmen“.
4. Entschleunigung verankert gelerntes Wissens
Im Familienleben geht es oftmals turbulent zu, viele Termine und Aktivitäten stehen an, Zeitdruck gehört zum Alltag. Unser Gehirn und unser Körper brauchen jedoch auch Langeweile, entspannte Zeit und Langsamkeit, um das eigene Tempo zu finden. Auch gute wie belastende Erfahrungen aus der Schule müssen verarbeitet werden. Dafür braucht das Gehirn Zeiten ohne neue Reize. Für Kinder und Jugendliche sind Hobbys, Freunde treffen oder andere Freizeitaktivitäten von großer positiver Bedeutung. Manchmal ist weniger aber auch mehr und den Kindern wird erst durch Verlangsamung möglich die Welt für sich zu entdecken. Um ein Eigeninteresse am Lernen zu entwickeln, brauchen Kinder unbedingt die Anerkennung ihres eigenen Tempos.
5. Körperliche Bewegung und Kreativität bringen einen Ausgleich zum Lernen
Viele Kinder und Jugendliche leiden unter Konzentrationsproblemen, Kopfschmerzen, Stresssymptomen oder reagieren mit Aggressionen oder starker Traurigkeit, wenn es um das Thema Schule geht. Hier fehlt meist ganz dringend ein Ausgleich zum Lernen. Für jedes Kind sieht diese Auszeit anders aus. Eltern sind dabei gute Vorbilder. Durch Bewegung wie Laufen, Ballspielen, Klettern, Toben usw. verbessert sich die Sauerstoffversorgung im Gehirn und Stress wird abgebaut. Diese Zeit für einen gesunden Ausgleich ist viel entscheidender für das Lernen, als jede Hausaufgabe und gute Noten um jeden Preis. Zeitliche Überforderung in der Schule oder zu Hause kann die Möglichkeit zu lernen tatsächlich verhindern.
Fazit: Kinder brauchen ein liebevolles Zuhause
Kinder, die sich in ihrem Lebensraum geborgen fühlen, deren Bedürfnisse nach frischer Luft, gutem Essen, ausreichend Trinken und vor allem nach sicherer Bindung zu den Eltern erfüllt werden, können meist viel leichter lernen. Die sichere Bindung ermöglicht Kindern und Jugendlichen eine gesunde emotionale Grundlage und damit ist es ihnen möglich, Bewältigungsstrategien und Lösungen für schwierige Situationen zu entwickeln. Ein Zuhause der Geborgenheit und das Vertrauen zu den Eltern schaffen dabei Entspannung und Zuversicht.
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