Welttag des Buches
Nun, zumindest ein schöner Anlass, sich über die vielseitigen Wegbegleiter mal Gedanken zu machen.
Keine Ahnung, welches Buch ich als erstes gelesen habe. Als Kind ließ ich mir lieber vorlesen. Ich höre heute noch die Stimme meiner Mutter, die verstellt „Zum Donnerdrummel“ beim Vorlesen von Ronja, die Räubertochter sagte.
Ich habe kein einziges Schulbuch je zu Ende gelesen. Weder „Das Versprechen“ noch das Abenteuerbuch, dessen Namen ich vergessen habe, oder all die anderen. Alfred Döblin hat mich mit seinem „Rummer di bummer die kieker die nell. Klingeling. Zwirnfaden auf der Zunge...“ bei Berlin Alexanterplatz zur Verzweiflung gebracht.
Auch wenn ich gerne stundenlang selber schrieb, wurden Bücher und ich keine dicken Freunde. Ich kaufte sie gerne, aber das Lesen dauerte mir einfach zu lange.
Im Ferienzeltlager las ich mit 15 „Das Schweigen der Lämmer“, später folgten “Der Marathonmann“, „Der letzte Mohikaner“ und „Dracula“. Es gab also doch Bücher, die so spannend waren, dass ich wissen wollte, wie sie ausgingen!
Ich verlor endgültig mein Herz an die kompakten, kleinen Welten zwischen zwei Buchdeckeln als ich die Fantasyliteratur für mich entdeckte: „Das dunkle Schwert“ von Hickman und Weis auf dem Grabbeltisch. Nicht mal das erste Buch der Reihe, aber trotzdem so emotional verhaftend, dass ich glatt zur Leseratte wurde. Schlimmer wurde es mit der „Schwerttänzer Saga“ von Jennifer Roberson und auch mit ihrer „Cheysuli Saga“. Und vielen Büchern, die ich jetzt nicht alle benennen kann.
Kai Meyers „Rattenzauber“ wurde mir als Geheimtipp zugesteckt. Heute rangiert es unter „Wie konnte ich es nur jemals verleihen?“ – irgendwann werde ich es nachkaufen, um die Lücke wieder zu füllen.
Dann las ich eine lange Zeit nur noch die Werke von Markus Heitz, was nicht zuletzt dem Vergnügen geschuldet war, dass ich die Manuskripte testlesen durfte.
Und inzwischen bin ich wieder bei dem angelangt, wo ich einst anfing: Wenn ich Zeit habe, schreibe ich.
Diesmal jedoch nicht, weil mich Bücher nicht mehr fesseln würden – ich nenne es eher meine persönliche Berufskrankheit.
Aber ich horte sie immer noch, meine kleinen Lieblinge, die ich irgendwann, wenn ich meine Finger mal von der Tastatur lassen kann, Werk für Werk lesen werde.
Es ist die Kunst, sich bewusst Zeit zu nehmen, um sich unterhalten zu lassen, die man nicht vernachlässigen sollte! Deswegen lese ich Bücher nicht gerne überfliegend oder nebenbei – Satz für Satz muss es sein. Egal ob in der Bahn, am Strand oder im Sessel, ob Printausgabe oder eBook: die Hauptsache ist, dass für die kurze Zeit des Lesens die Welt des Buches meine wird.
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