Schreiburlaub im Bücherhotel

24. Dezember 2011, Bescherung - mein Mann amüsiert sich über mein ungläubiges Gesicht, als ich seinen Gutschein lese:

 

Fünf Übernachtungen im Deutschlands 

1. Bücherhotel in Groß Breesen

Ein Schreiburlaub ganz für mich alleine!

 

 

Den Link zum Hotel fand er praktischer Weise auf meiner Homepage, weil ich vor gut einem Jahr schon mal über die Homepage gestolpert war und die Idee so großartig fand, dass ich es unbekannter Weise in die Liste für Kreativreisen mit aufnahm.

 

Schon am 2.1.12 wurden mein Laptop, Koffer und ich eingepackt und nach Groß Breesen in Mecklenburg-Vorpommern gebracht. Großzügig gesprochen könnte man sagen, der Ort liegt im Dreieck zwischen Rostock, Berlin und Hamburg. Als wir durch einige trostlosen Gegenden fuhren, war ich mir für einen Moment nicht sicher, ob mein Mann mich nicht doch aussetzen wollte. Als wir dann auf eine asphaltierte Straße ohne Markiertungen einbogen und Groß Breesen sich zeigte, fragte ich mich, wie Klein Breesen wohl aussehen würde ...

 

 

Das Gutshotel liegt wie ein Juwel in einer sehr schönen Landschaft. Spätestens wenn man es erblickt, verschwinden alle alarmierenden Gedanken. Im Internet habe ich gelesen, dass sich ca. 300.000 Bücher dort befinden, wie gemütlich das sein kann, sieht man schon, wenn man das Hotel betritt. Autoren- und Buchliebhaberherzen schlagen augenblicklich höher.

 

Ruhe und Gemütlichkeit in der Welt der Wörter.

 

Es ist genau das "geordnete Chaos" im Bereich der Rezeption, das ich über alles liebe. Es kribbelt in den Fingern, in all den Kisten und Regalen zu stöbern.

Bücher als Wegweiser, Beschilderungen der Zimmer und Dekorationen. Passende Kunstdrucke alter Meister an den Wänden und kleine Figuren - es gibt so vieles zu entdecken.

 

Aber zum Stöbern war ich nicht dort, ich wollte schreiben. Mein Thriller wartete seit einem Jahr auf die finale Überarbeitung, ich konnte es kaum erwarten, an die Arbeit zu gehen. Auch wenn mir zig Ideen in den Kopf kamen, wie man das Kreative Schreiben Raum für Raum in dem Hotel umsetzen könnte.

 

Mein Atelierzimmer befand sich im obersten Stockwerk direkt unter dem Dach. Von dort hatte ich durch die Fenster in drei Richtungen einen traumhaften Ausblick. Helle Möbel, Wände in warmen Farben. Mir wurde extra ein zusätzlicher Schreibtisch hingestellt, bei dem ich meinen Laptop auch mit dem Internet verbinden konnte. Dann verfügte das Zimmer noch über ein Sofa und einen großen Glastisch. An der Wand hing eines meiner Lieblingsbilder von Spitzweg "Der arme Poet". Ein sehr schönes Umfeld zum Schreiben.

 

Die Ausstattung ist durch und durch liebevoll und der Service ist großartig!

Ob nun unten im Gewölbelokal, das mit seiner rustikalen Erscheinung eine Inspiration für historische Geschichten ist, in der gemütlichen Bibliothek oder im lichtdurchfluteten Früchstücksraum, man fühlt sich im gesamten Hotel wohl. 

 

Was mir besonders entgegen kam, waren die flexiblen Zeiten der Mahlzeiten. Kein frühes Aufstehen, weil es sonst kein Frühstück mehr gibt. Alles ist so lange verfügbar, bis der letzte Gast gefrühstückt hat. Ebenso gastfreundlich gestaltet es sich für Mittag und Abendbrot. Da ich oft bis spät in die Nacht arbeitete, kam mir das sehr entgegen.

Dann noch auf Wunsch frische Spiegeleier - großartig!

 

Morgens weckte mich die Sonne (Rollos bleiben bei mir oben) und nachts konnte ich von meinem Bett aus den zunehmenden Mond sehen. Einzig das Rauschen der Heitzung könnte manche nachts stören, ich bin da eher unempfindlich.

 

Ich verbrachte alle Tage von Montag bis Samstag im Hotel. Natürlich nicht ohne etwas Fitness: 36 Stufen runter zum Frühstück und wieder rauf und 55 Stufen runter zum Abendbrot und wieder rauf.

 

Einen Abend konnte ich im  Weinkeller dinnieren. Ein stilvoller Ort für ein romantisches Candle-Light-Dinner - in meinem Fall sehr inspirierend und sehenswert. Das Essen war sehr lecker. Ich probierte auch Hühnchen mit Esskastanien, Fisch auf Fenchelgemüse und Mandelbällchen. Eine überschaubare Karte, auf der für jeden Geschmack etwas dabei ist.

So viel und intensiv habe ich zuletzt vor einem Jahr in Wusterhusen gearbeitet. Es war eine großartige Woche, das perfekte Geschenk.

 

Auch wenn ich nicht ganz fertig geworden bin, so bleiben jetzt nur noch 30 Manuskriptseiten zur Überarbeitung nach. Das sollte auch in den kleinen Zeitfenstern des Alltags zu schaffen sein.

 

Ich freue mich, dass ich Dank dieses Urlaubs mal wieder so richtig von etwas schwärmen kann. Ich habe die Zeit sehr genossen und ich empfehle jedem, der ganz in Ruhe schreiben will, das Atelierzimmer auszuprobieren.

Sicher lohnt es sich, auch mal das umliegende Naturgebiet in Augenschein zu nehmen. Beim nächsten Mal gehe ich auch raus - versprochen!

 

 

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