Gestern habe ich Hagen Rether mit seinem Programm "Liebe" in der Buchholzer Empore gesehen.
Fans wissen, was es mit dem Titel auf sich hat ;-)
Es ist immer wieder erschreckend, wie klar Hagen Rether die allgemeine Bequemlichkeit in Worte fasst. Er sitzt lässig in seinem Drehsessel und sinniert über politische Geschehnisse und Zusammenhänge, wobei er ganz nebenbei dem Publikum einen Spiegel vor die Nase zerrt.
Die satirischen Pointen setzt er so gekonnt, dass man froh ist, zwischendurch die aufkommende Anspannung weglachen zu können. Bei manchen Themen kann man anderer Meinung sein, anderes ist unbequem, weil man sich ertappt fühlt, doch ich habe ihn keinen Moment als belehrend empfunden. Hagen Rether wirkt wie jemand, der seine Sicht der Dinge präsentiert und dabei jedem selbst überlässt, welchen Gedanken man davon zulassen möchte.
Besonders lustig fand ich die abschließende musikalische Darbietung am Konzertflügel, die tatsächlich einigen Zuschauern den Impuls gab, die Vorstellung vorzeitig zu verlassen. Immerhin wurde ihnen ja auch gesagt "Ihr könnt ruhig gehen...".
Allerdings hätte ich das Ende nicht verpassen wollen, das nochmals schön bissig und treffend das Programm abrundete!
Und wie das so ist: beim herdenartigen Verlassen des Saales hört man das Publikum darüber diskutieren, ob man auf der Bühne tatsächlich schmatzend eine Banane essen dürfe, und ob das Klavierspiel am Ende nun ein brillanter Schachzug oder elendig lang war...
Ich frage mich, ob es für einen Kabarettisten nicht deprimierend ist, nach all den verdeutlichten Missständen und Wahrheiten zu sehen, wie alle in ihrem Trott weitermachen?
So, nun geht’s zur Wahl, was nach gestern irgendwie seltsam ist. Man wählt heute jene, über die wir morgen im Kabarett lachen werden...
Kommentar schreiben