In Wusterhusen hört dich niemand schreien

Lubmin - Überseebrücke
Lubmin - Überseebrücke

Die Wruken sind dem Eintopf entkommen, doch zwei Wochen winterliches Dorfidyll haben ihre Spuren hinterlassen.


Nicole Zöllner und ich sind für dreizehn Tage in die Abgeschiedenheit von Wusterhusen gefahren. Ein kleines Dorf in der Nähe von Lubmin und Greifswald.
Alle paar Stunden fuhr sogar ein Bus durch das kleine Nest, um Einwohner und Touristen in die Zivilisation zu bringen, doch Zivilisation haben wir nicht gesucht. Ausschließlich schreiben, stand auf dem Programm, der Verzicht auf jegliche Sehenswürdigkeiten war diesem Vorhaben sehr zuträglich. 

Die Wruken
Die Wruken

Das alte Reetdachhaus, das von einem Freiherren vermietet wird, ist nicht nur liebevoll und gemütlich eingerichtet, es sorgte sogar für die gruselige Atmosphäre, die zum Schreiben von Thrillern und Fantasy perfekt war.

 

Ich schrieb an einem Thriller, und jedes Knacken und Klopfen der Heizungsleitungen vermittelte diese wundervolle Atmosphäre eines Tatorts in spe. Der erste Mensch, der uns in dem kleinen Dörfchen begegnete, war ein Mann mit einem Hackebeil.
Jeden Tag mussten wir an den Kriechkeller in der Speisekammer und den schmalen Gang zwischen Kammer und Flur denken, der nach oben auf den Dachboden führte. Mir fielen zig Geschichten ein, was wohl empor oder hinunter kriechen könnte.

Ein großartiges Haus zum Schreiben!

Als wir die Dorfküche probieren wollten, war die Gasthoftür leider verschlossen. Im Notfall sollte man klopfen, wir waren uns aber nicht sicher, ob Hunger ein Notfall gewesen wäre. Da lasen wir das Wort, das uns durch den gesamten Urlaub begleitete (neben Kriechkeller): Wrukeneintopf!

Wir haben lange überlegt, ob WIR eventuell die Wruken wären. Auch als wir die banale Übersetzung dieses Wortes im Internet nachschlugen, hielten wir daran fest, dass es jede Nacht soweit sein konnte, dass der wütende Mob vor der Tür stand und die Wruken holen wollte.

Das taten sie zum Glück nicht. Das Eis schmolz (viel langsamer als hier in Buchholz), wir erlebten eine Abenteuer-Einkaufstour mit den bereitgestellten Fahrrädern und siehe da, am Ende kam ich sogar mit einem fertigen Manuskript nach hause.

Es geht doch nichts über die Inspiration eines Kreativurlaubs

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Kommentare: 2
  • #1

    Barbara (Donnerstag, 27 Januar 2011 15:33)

    Liebe Sonja,

    Du kannst uns doch aber nicht so im Dunkeln lassen?! Was sind denn nun "Wruken"??? Nö, ich schlag das jetzt nicht im Internet nach, ich möchte es von dir lesen ;-) und freue mich auf Aufklärung.

    Viele Grüße aus Texas, wo es "Kolache" gibt ...
    Barbara

  • #2

    Sonja Rüther (Donnerstag, 27 Januar 2011 19:20)

    *lach* Hallo Barbara,

    sehr schön, von Dir zu lesen!
    Wruken gegen Kolache?

    Wruken sind Steckrüben ;-)

    Viele Grüße über den großen Teich!
    Sonne