Als ich heute in Buchholz von einer Hauptstraße links abbiegen musste,
wurde ich Zeuge, wie eine Frau auf dem Bürgersteig von Sanitätern
wiederbelebt wurde.
Da ich wegen des Gegenverkehrs warten musste, sah ich doch rüber, aber
auch zu den Menschen, die in wenigen Metern Entfernung auf den Gehwegen
standen und zuschauten. Wie ein Standbild um das Geschehen; sogar der
Hund regte sich nicht.
Was passiert ist - keine Ahnung.
Es sah nicht nach einem Unfall aus. Ich denke, sie war eine junge Frau.
Sie lag mit freiem Oberkörper nur in BH auf dem kalten Untergrund, damit
sie besser behandelt werden konnte. Es schien mir unverschämt, überhaupt
hinzugucken.
Also konzentrierte ich mich auf den Verkehr und riskierte einen letzten
Blick, bevor ich abbiegen konnte. Der Sanitäter legte seine Finger an
ihren Hals, spürte wohl einen Puls nach der Herzmassage, die Infusion
wurde höher gehalten.
Vielleicht schauen die Menschen deshalb hin?
Weil sie den guten Ausgang des Dramas sehen wollen?
Man kennt die Person nicht, doch trotzdem hofft man, sie wird es schaffen?
Von diesem winzigen Moment unerwarteter Anteilnahme ergriffen, fuhr ich
weiter. Fröhliche Menschen auf den Gehwegen, Personen, die all das nicht
gesehen hatten. So ist das Leben: Während neben uns Dramen geschehen,
erleben wir Unbeschwertheit.
Manches, das wir hören oder sehen, trifft uns auf seltsame Weise. So wie
der Unfall vor einer Woche am Hamburger Hauptbahnhof, bei dem ein
4-jähriger Junge ums Leben gekommen ist - ich konnte nicht weghören.
Meine Jüngste ist auch vier - undenkbar, dass ihr etwas geschehen könnte!
Andere Begebenheiten stoßen bei uns auf Gleichgültigkeit.
Mir diesem Blogeintrag möchte ich alle Leser daran erinnern, die
geliebten Menschen wahrzunehmen und nicht in Alltäglichkeiten zu vergessen.
Im Wochenblatt steht der Spruch: "Man weiß nie, was Glück ist. Man weiß
nur, was Glück war."
Ist das so?
Bei dieser Gelegenheit möchte ich auch auf eine Homepage aufmerksam
machen, die Eltern ihrer verstorbenen Tochter gewidmet haben:
http://www.jenny-im-herzen.de/
Ich finde, es ist ein sehr schöner Weg, jemandem ein Denkmal zu setzen,
auch wenn ich beim Lesen sehr betroffen war.
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Märten (Dienstag, 18 Mai 2010 13:42)
Stimmt, Sonne. Der Blick auf tote und verunglückte Menschen führt einem die eigene Sterblichkeit vor Augen.
Märten (Dienstag, 18 Mai 2010 13:46)
Bei dem Unfall am Hbf hab ich auch an Euch gedacht, vor allem an die jüngste. Schlimm sowas.