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Ich habe immer gesagt, ich würde nie einen Jugendroman schreiben – man soll niemals nie sagen!
Wobei ich diesen Roman allen Lesebegeisterten ab 14 Jahren ans Herz legen möchte. Bei allen Genres, die ich bislang bedient habe, kann man eine Gemeinsamkeit feststellen: Es ist immer 100% Sonja "Sonne" Rüther inside.
S. Rayker ist mein offenes Pseudonym für diesen Titel, um zu zeigen, dass dieser Roman von meinen anderen Titeln abweicht.
Cover: Anke Koopmann, designomicon
Lektorat: Yasmin Dreyer
K-Pop? Wie konnte denn das passieren?
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Um diese Frage zu beantworten, muss ich etwas ausholen. Also holt euch ein Heißgetränk und macht es euch gemütlich.
2024 ist ein sehr schwieriges Jahr für mich gewesen, weil einige private Ereignisse mich sehr gefordert haben. Das hat sich auch auf meine Arbeit niedergeschlagen. Das achtsame, positive FIG-Feeling wollte sich nicht so richtig einstellen, weswegen ich insgesamt vier Versionen vom 4. FIG-Teil weggeworfen habe. Besonders Yanis ist immer wieder in eine falsche Richtung abgebogen. Ich veröffentliche nichts, mit dem ich nicht absolut zufrieden bin.
Also musste etwas anderes her, dass den Kopf etwas freimachen sollte. Was liegt da näher als eine richtig üble Horrorgeschichte?
Ich bin ein Fan von Hazbin Hotel und vor allem Angle Dust hat es mir angetan. Auf der Leipziger Buchmesse konnte ich mich gerade noch davon abhalten, alle im Angle Cosplay in den Arm zu nehmen, um ihnen zu sagen "Alles wird gut, mein Liebling".
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Was ich wirklich sehr an Kunst jeglicher Form liebe, ist die Inspiration. Egal ob Musik, Filme, Serien, Bilder etc. ... Was richtig gut ist, berührt uns emotional und schlägt Wellen. So kam ich durch Angle Dust auf die Idee zu einer ziemlich zerstörten Figur für eine Horrorgeschichte.
Es sollte eine Geschichte werden, die sich mit den Abgründen der Gesellschaft beschäftigt, in der geflucht wird und die anders unter die Haut geht. Die Veröffentlichung ist für Anfang März geplant.
Und ich kann schon mal verraten, dass das Schreiben wirklich geholfen hat, den Kopf etwas freizubekommen. Wie ihr vielleicht von der Selbsthilfegruppe bereits wisst, habe ich ein sehr enges Verhältnis zu meinen Figuren und zu meiner Arbeit.
Jedenfalls lag das Manuskript dann bei den Testlesenden und ich schob eine TikTok-Pause ein, weil ein kurzes Durchatmen nach der Fertigstellung wichtig ist. Und dort begegnete mir jemand, der genauso aussah, wie ich mir meinen Protagonisten vorgestellt habe, nur ohne den Wahnsinn:
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Japp, das ist Felix von Stray Kids.
In dieses Rabbit Hole bin ich nicht hineingekrochen, sondern kopfüber reingestürzt. Eine Woche lang kickte die Hyperfixierung rein und ich lernte Stray Kids kennen, spielte die Musik rauf und runter und beschäftigte mich mit der K-Pop-Industrie, die durchaus speziell ist. Ich bin tatsächlich schwer beeindruckt, was diese jungen Talente alles leisten, und etwas verstört, wie mit ihnen umgegangen wird.
Nach einer Woche traf mich dann die Inspiration mit voller Wucht und ich schrieb binnen vier Tagen die Rohversion dieses Romans. Meine Familie kennt das schon. Wenn mich eine Geschichte so sehr packt, lässt man mich besser schreiben, bis es vorbei ist.
Zur gleichen Zeit erschütterte das Wahlergebnis in den USA die Welt. Wer mich kennt, weiß, dass ich gern aktuelle Themen einfließen lasse. Transfeindlichkeit ist eines der Themen, die mit in den Text geflossen sind. Ebenso das jahrelange Mobbing, das mein Kind in der Schule ertragen musste, hat für entsprechende Elemente gesorgt.
Ich wollte keine K-Pop-Geschichte schreiben, die sich komplett um die Stars dreht, sondern das Setting einer Welttournee benutzen, um Jays Geschichte zu erzählen. Ein Junge, der wegen der Angst seiner Mutter vor Transfeinlichkeit nie richtig zu sich selbst gefunden hat, der permanent gemobbt wurde und nun mit einem Vater unterwegs sein muss, den er kaum kennt.
Man kann für die falschen Menschen nicht richtig sein
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Das Buch beginnt mit einem Text meiner Tochter, den sie für das Abi-Buch 2025 geschrieben hat, weil in diesem Jahr das leidige Thema Schule endlich beendet wird.
Anders zu sein, ist nicht das Problem. Eine Gesellschaft, die auf Menschen herumhackt, die anders sind, ist das Problem.
Das ist etwas, das ich der Leserschaft mit auf den Weg geben möchte. Nicht nur allen Betroffenen. Es geht hier nicht um den erhobenen Zeigefinger, sondern um Perspektivwechsel, Verständnis und Auswege.
Es gibt natürlich eine Liebesgeschichte in dem Roman, aber vielleicht anders als erwartet. Ich sage es gleich dazu: Ich schreibe kein Spice mit 16- bis 19-jährigen Figuren, aber dafür Herzklopfen und Schmetterlinge auf eine sehr feinfühlige Weise.
Ich musste diesen Roman aus so vielen Gründen schreiben und ich kann es kaum erwarten, das erste Feedback zu bekommen. Tatsächlich lese ich mir jede Rezension durch, die ich zu meinen Romanen bekomme. Also falls ihr mir eine Freude machen wollt ...
Was ist mit den Zeichnungen?
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Ich habe diverse Künstler*innen angeschrieben, weil mein Protagonist ständig mit der Nase in seinem Skizzenbuch hängt, in dem er seinem imaginären Mitstreiter zu Kämpfen gegen die Mobber verhilft. Es ist die grafische Auseinandersetzung mit Verletzungen, Verunsicherungen und Angst.
Leider hat es mit einer Zusammenarbeit nicht geklappt und ich musste es selbst machen. Ich bin nicht so gut wie mein Protagonist, aber trotzdem etwas stolz, was mir nach so langer Pause doch noch gelungen ist.
Ich würde mich freuen, wenn im Laufe der Zeit etwas Fan-Art zusammenkäme. Solltet ihr dazu Lust haben, markiert mich unbedingt in euren Postings mit den Bildern!!
Und da Yi-jun ein kreatives Kerlchen ist, das nicht nur Jay Leben auf den Kopf stellt, sondern auch spannende Einfälle hat, gibt es noch etwas Besonderes zum Buch:
Yi-jun hat etwas erfunden, das sich Selfcare Wear nennt. Das sind Shirts mit bestärkenden Nachrichten, die die Träger*innen im Spiegel lesen können.
Die Idee hatte ich schon vor Jahren, jetzt hat sie ein gutes Zuhause gefunden.
Das ist die Geschichte, wie es zu einem K-Pop-Roman gekommen ist. Stray Kids läuft nach Monaten immer noch den ganzen Tag. Im Sommer hat mein Mann das große Vergnügen, mit mir das Konzert in Paris zu besuchen. Wie gut, dass wir uns zur Silberhochzeit eh einen Paris-Trip geschenkt haben. Ich liebe es, mich für Kunst zu begeistern. Das ist mein vierter Roman mit Musikbezug und sicher nicht mein letzter. Tom Petty, Oper und Metal sind diesem vorangegangen.
Lasst euch nicht ärgern. Lasst euch nicht alles gefallen. Seht beim Mobbing nicht zu, denn Mobbing lebt vom Mitmachen und der Untätigkeit der Zaungäste.
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